Aus dem Wörterbuch des Computer-Unmenschen
zusammengestellt von
Klaus Pommerening
Juli 1987
- ADA
- unbeherrschbare Programmiersprache zur Lenkung
unbeherrschbarer Waffensysteme.
(* ADA is a registered trademark of the U.S. Government *)
[Kommentar 1997: Was war doch gleich ADA? Die Programmiersprache,
die alle anderen ersetzen wird?]
- Adventure
- Märchen zum Mitspielen. Aber Vorsicht - Wer dir da
über die Schulter schaut, könnte der Chef sein!
- Algorithmus
- partiell korrekte und terminierte Vorschrift zum
Backen eines Marmorkuchens.
[Kommentar 1997: Haben die Informatiker zur Illustration ihrer
Vorlesungen inzwischen bessere Beispiele?]
- Arbeitsplatzrechner
- Ist der Rechner erst mal da, ist der Arbeitsplatz bald weg.
[Kommentar 1997: Inzwischen gibt es in jedem Betrieb mehr
Rechner als Arbeitsplätze.]
- Assembler
- Versammler? Monteur? Jedenfalls übersetzt er ein
Gestammel, wie POP HL ! DJNZ LOOP ! ...,
in ein anderes Gestammel, wie E1 10 2E ... .
- aufwärtskompatibel
- Verschleierung der Tatsache, dass das Produkt nicht
abwärtskompatibel ist.
Mit der alten Version wird bald nichts mehr gehen.
Also kauf schleunigst die neue!
- ausgereiftes Programm
- Der Hersteller hat keine Lust mehr,
die letzten 107 Fehler auszubessern.
[Kommentar 1997: Wie klein damals die Programme waren!]
- BASIC
- Der Beweis, daß die Leute auf geschickt gewählte Namen
hereinfallen. Hätten die Erfinder ihre Programmiersprache
»Beginners Easy Machine Programming Language«
(BEMPL) genannt, wäre sie schon lange tot.
- BCD
- Speicherplatz und Zeit vergeudende Art, Zahlen im Computer
darzustellen; für Leute, die glauben, mit Binärzahlen könne
man nicht exakt rechnen, aber nur nicht wissen, was eine
Festkomma-Zahl ist.
- Bezeichner
- Neuer Name für Name; im Bezeichner des Volkes ergeht
das Urteil: Dieser Bezeichner ist treffend!
- Booten
- Hat nichts mit Wassersport zu tun, auch nichts mit
derbem Schuhwerk, sondern damit, wie man den Computer
in Arbeitslaune versetzt.
- Buffer
- Seit die Angst vor AIDS umgeht, wird dieses Wort
nicht mehr gerne ins Deutsche übersetzt.
- Bus
- Es lebe der lateinische Dativ. »Omnibus« hieß einmal
»für alle«.
- Compiler
- Wovon BASIC-Freaks träumen.
[Kommentar 1997: Ja, ja. die gute alte Home-Computer-Zeit.
Heute verfluchen sie ihren C-Compiler.]
- Computer
- Rechner. Rechnet nach jeder Kollision mit einem
Monster aus, wie viele Leben noch übrig sind.
- Data
- Mehrzahl von Datum. Datas: Mehrzahl der Mehrzahl - für
Leute, die gern übertreiben.
- Datenschutz
- Schützt den Staat vor Einsicht der Bürger in die
Daten, die er über sie gespeichert hat.
- Disassembler
- Tut das Gegenteil dessen, was der Assembler
tut, also entsammeln? abmontieren? Nein! Sondern Gestammel
rückübersetzen in ursprüngliches Gestammel.
- Endlosschleife
- siehe Endlosschleife.
- Festplatte
- Diskette für Feiertage. Hoffentlich sitzt sie nie
wirklich fest.
- Flag
- Was flattert da im Wind? Wurden die ersten Programmierer
bei der Marine ausgebildet?
- Fließkommazahl
- Deutsche Rückübersetzung der englischen Übersetzung
»floating point number« des deutschen Worts
»Gleitkomma-Zahl«. Der Rückübersetzer hatte sein zehntes
Bier umgekippt und sah alles fließen.
[Kommentar von Otto Stolz: Gibt's da nicht auch die noch
furchtbarere Rückübersetzung »Fließpunktzahl«?
- Floppy
- weich, schlabbrig. Wahrscheinlich hat da jemand sein
Diskettenlaufwerk in den Backofen gestellt und dafür
seine Datei im Käsekuchen gespeichert.
- Hardware
- wird beschädigt, wenn sie abstürzt. Das Gegenteil
ist Software - stürzt ab, wenn sie beschädigt ist.
- Hauptprozessor
- Juristischer Beauftragter der Firma Data-Becker,
der Raubkopierern den Garaus machen soll.
- Hexadezimalzahl
- Von einer bösen Fee verzauberte Sedezimalzahl.
- Hexzahl
- Hier hat die böse Fee noch etwas wesentliches weggezaubert.
- High Tech
- Je higher the tech, desto lower die Bildung.
- Informatik
- Einer der wenigen Fachausdrücke, die aus Frankreich
kommen. Deutsche Übersetzung: »Computer Science«.
Sie unterliegt dem Gesetz zum Schutze der
Mathematikstudenten in der Öffentlichkeit, da vor dem
fünften Semester schädliche Einflüsse nicht auszuschließen
sind.
[Kommentar 1997: Das war damals speziell in Mainz so. Gilt
heute nicht mehr.]
- Joystick
- Freudenstab? Bereitet dir viel Ärger, wenn die Mönche in »The
Forgotten Abbey« dir mal wieder die übrigen 6 Leben
ausgelöscht haben.
- Kontrollieren
- Überwachen (Vertrauen ist gut, Kontrolle ist
besser!); im Englischen hat sich die Bedeutung
verschoben: steuern, regeln. Kein Grund, die
Steuerzeichen »Kontrollzeichen« zu nennen.
- Kopierschutz
- in ein Programm eingebautes Preisrätsel.
- künstliche Intelligenz
- Besser als natürliche Dummheit, aber
nicht viel. Ihre Anhänger behaupten, sie könnten in
nächster Zeit den elektronischen Homunculus konstruieren.
Dabei werden sie von machtgeilen Industrieriesen
mit Milliardenbeträgen unterstützt (die zum großen
Teil vom Steuerzahler subventioniert sind). Aber die
entscheidenden Grundlagenfragen sind noch genauso
ungeklärt wie zu Descartes' Zeiten; doch was wissen die
High-Technokraten schon von Descartes! Wer die
Geschichte nicht kennt, ist dazu verurteilt, die alten
Fehler zu wiederholen.
[Kommentar 1997: Inzwischen sind die »KIler« viel bescheidener
geworden. Und kommen mit ihren Problemen auch nicht weiter.]
- Least significant bit
- Wenn man es nicht beachtet, merkt man
erst, wie wichtig es ist.
- Listing
- Anderer Ausdruck für Ausdruck.
- Maus
- Ein nagetierähnliches Gebilde, das sehr beliebt ist
bei Leuten mit Tastenphobie, Rechtschreibschwäche und
viel Platz auf dem Schreibtisch.
- Menue
- Da in den USA das Essen meist nach Pappe schmeckt, haben
die Amerikaner »Speisefolge« mit »Speisekarte«
verwechselt und nennen nun gleich jede Auswahl-Liste so.
- Mikrocomputer
- Unter der Lupe gerade noch zu erkennen.
Trotzdem kann man ihn mit Makrobefehlen füttern.
- Mnemonics
- Buchstabenfolgen, die schwer zu merken sind.
- Modul
- Das Maß. Wer das echte High-Tech-Bildungsniveau
anstrebt, betont das Wort auf der zweiten Silbe. Vermutlich
waren Modulatoren im Radio die ersten komplizierten Bauteile,
die sich als Ganzes austauschen ließen.
Oder hat da jemand die Begriffe »Maß« und »Einheit«
durcheinander gebracht?
- Netzwerk
- Entsteht, wenn man ein paar Löcher zusammenknotet,
und ist durchlässig für Viren. Falsche Rückübersetzung
der englischen Übersetzung des deutschen Worts »Netz«.
- professionell
- So nennt man ein Programm, das manchmal funktioniert und
dann ungefähr das tut, was es soll. Dieses Adjektiv ist
steigerungsfähig: noch professioneller, superprofessionell.
Es gibt auch eine Abschwächung: semiprofessionell;
deutsche Übersetzung: so gut wie nicht zu gebrauchen.
[Kommentar 1997: Die Ausdrücke sind etwas aus der Mode
gekommen. Statt semiprofessionell sagt man heute M$.]
- Programm
- Wird heute nicht mehr in Gramm, sondern meist in
Kilo gemessen.
[Kommentar 1997: Heute in Mega, bald in Giga - aber das ist
kein Wortspiel mehr.]
- Pseudofloppy
- Wo Pseudofreaks ihre Pseudofiles absaven.
[Kommentar 1997: Obsolet.]
- Quartz
- Eine Erfindung von Leibnitz?
- Reset
- Gemeinheit, die als Kopierschutz in Computerspiele
eingebaut wird.
[Kommentar 1997: Da Windows 95 kein Spiel ist, muss
man den Reset ständig von Hand ausführen.]
- Routine
- Ein Unterprogramm, das nur von sehr routinierten
Programmierern zu verstehen ist.
- Schnittstelle
- In Wirklichkeit ein Verbindungsstück. Wer diesen
Ausdruck erfunden hat, muß wohl ein Opfer der Mengenlehre
sein (»Schnittmenge«). Oder hat sein Kleinster das
Druckerkabel mit der Schere bearbeitet?
- Software Engineering
- Die Inkarnation von Parkinsons Gesetz
in der Informatik oder: der Versuch, kreative Intelligenz
in bürokratische Fesseln zu legen.
- Standard
- A standard is a rule followed except most of the
time (W. Abikoff).
Das Gute an den Standards ist, dass es so viele gibt,
aus denen man wählen kann.
- Technologie
- Wenn die Technik uns nicht weiterhilft, muß man
sie wenigstens verbal veredeln. Das Wort ertönt besonders
oft aus dem Mund von Technokraten.
- Turbo-Pascal
- Hi, Speedy Blaise.
- User
- Armes Schwein, das sich mit ausgereiften, superprofessionellen
Programmen abplagen muß.
- Worte
- Quellen aus dem Mund von Politikern und der Feder von
Dichtern. Im Speicher eines Computers findet man dagegen Wörter;
auch in der Textverarbeitung geht man mit
Wörtern um.